17. September 2020

Stärkung der Kunst- und Kulturbranche durch gemeinsames Engagement: Erlebnisse von Danny Wohlrab in der Coronakrise

Danny Wohlrab betreibt seit 2018 die Gesangsschule vocalz. Foto: privat

Danny Wohlrab, selbstständiger Musiker, Sänger und Moderator, hat für eine größere Sichtbarkeit der Selbstständigen in Deutschland während der Coronakrise gesorgt. Er engagierte sich in den Sozialen Medien und nahm an Aktionen wie „Stumme Künstler“, der Night of Light und „Ohne Kunst wird’s still“ teil. Wir haben uns mit Danny unterhalten und ihn zu seiner Selbstständigkeit und seinem Engagement befragt.

 

VGSD: Stell dich doch bitte kurz vor, Danny, und sag uns, was du beruflich machst.

Danny: Ich bin Danny Wohlrab, 35 Jahre jung und lebe in Kaltenberg. Von Beruf bin ich Musiker, Sänger, Moderator und betreibe seit 2018 eine Gesangsschule mit dem Namen vocalz.

 

VGSD: War die Gesangsschule der Beginn deiner Selbstständigkeit?

Danny: Nein, war sie nicht. Seit 2010 bin ich in verschiedenen Bereichen selbstständig. Kunst und Kultur waren hierbei aber immer elementar. In diesen beiden Bereichen bin ich seit 2017 hauptberuflich und ausschließlich zuhause.

 

Investitionen und Zukunftsplanung Fehlanzeige

Unter dem Künstlernamen „barlhow“ ist Danny Wohlrab vielfältig unterwegs. Foto: privat

VGSD: Wie geht es dir persönlich in der Coronakrise?

Danny: Von den persönlichen Stimmungsschwankungen zu Beginn der Krise abgesehen, geht es mir gut. Ich würde sagen, dass ich mich damit „arrangiert“ habe. Zugegebenermaßen hat mich die Krise nicht existenziell getroffen, da ich nach dem Lockdown wieder unterrichten durfte. Dennoch bricht 2020 circa ein Drittel meines Jahresumsatzes weg. Das ist für einen Unternehmer, der gerne investiert und in die Zukunft plant, sehr unschön.

 

VGSD: Wie sieht es aktuell bei dir aus?

Danny: Ich bin nicht untätig – habe die „ruhige Zeit“ genutzt, um Projekte anzustoßen und mein Tätigkeitsfeld zu erweitern. Beruflich geht es immer weiter, wenn auch nicht ganz so, wie gewohnt.

 

Engagement nach der ersten Schockstarre

VGSD: Erzähl uns gerne noch mehr über die von dir mitinitiierten Projekte.

Danny: Nach der ersten Schockstarre habe ich mich im Internet über die Auswirkungen der politischen getroffenen Maßnahmen informiert. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich die recht schnelle Reaktion der Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung beachtlich fand. Auch bin ich der Meinung, dass deren Vorgehen dafür ausschlaggebend ist, dass es uns aktuell in Deutschland recht gut geht und die Infektionszahlen, im Gegensatz zu anderen Ländern, überschaubar geblieben sind.

Jedoch ist suboptimal, wie mit den Folgen der krisenbedingten Maßnahmen umgegangen wird – für bestimmte Berufsgruppen sogar katastrophal und existenzbedrohlich. Genau darauf habe ich reagiert. Anfänglich war ich als Einzelperson in den sozialen Medien aktiv und später bei der Aktion „Ohne Kunst wird’s still!“. Um ein Zeichen zu setzen, haben wir, also Künstler, Techniker und Statisten des Kaltenberger Ritterturnieres, uns zur „Night of Light“ am 22.06.2020 in der Arena zu Kaltenberg und im Rahmen der Tour der Aktion „Stumme Künstler“ auf einer Demonstration in Augsburg zusammen gefunden. Weiterhin haben wir eine Bildmarke entworfen, die bis heute gerne gezeigt und verwendet wird. Ganz im Sinne des Projektes haben wir Community-Masken regional von Künstlern nähen und bedrucken lassen – zu kaufen über unsere Website.

Darüber hinaus kümmere ich mich als Regionalsprecher der Initiative Kulturschaffender in Deutschland (IKD) um den Bereich Bayern. Auf der IKD-Homepage sammeln wir alle Beschränkungen und Hilfen, die die jeweiligen Bundesländer erlassen und bereitstellen. Damit wollen wir die Kulturschaffenden bei der Beachtung der Regeln und der Beantragung der Hilfen unterstützen. Wir wollen zudem die Politik auf gewisse Missstände und auf Fehler ihrer Programme hinweisen. Letzteres leider mit mäßigem Erfolg.

 

„Der Zusammenhalt ist stärker geworden“

VGSD: Was konntet ihr durch euer Engagement erreichen?

Danny: Erreicht haben wir in jedem Fall eine höhere Aufmerksamkeit und einen größeren Zusammenhalt in der Kunst- und Kulturbranche. Das neue Miteinander spüre ich für mich selbst stark im regionalen Umfeld. Die Gruppe festigt sich und das ist gut so.

 

VGSD: Bist du zufrieden mit dem Ergebnis der Aktion „Ohne uns wird’s still“?

Danny: Theoretisch könnte man sagen, dass immer noch mehr geht. Aber ich finde, dass wir das, was wir erreichen wollten, auch erreicht haben. An großen politischen Themen haben wir uns ebenso erfolgreich beteiligt – Stichwort VGSD-Petition – wie an kleinen kommunalen Aktionen. Somit antworte ich hier ich mit einem klaren Ja.

 

Zweischneidiges Schwert: die Gemeinschaft wird stärker, die Politik versagt

VGSD: Was ziehst du für ein Fazit aus der Krise?

Danny: Ich beobachte gewisse Entwicklungen und sehe sowohl positive als auch negative Beispiele. Auf der einen Seite solidarisieren sich Menschen, helfen einander und stehen gemeinsam diese denkwürdige Zeit durch. Das finde ich sehr schön. Auf der anderen Seite finden nun Demonstrationen gegen die Maskenpflicht statt, Verschwörungstheoretiker und politische Randgruppen zeigen sich. Diese Akteure wollen in der Krise die Unzufriedenheit einiger Menschen als Nährboden ihres Gedankenguts nutzen und die Gesellschaft spalten. Das ist nicht nur unschön, sondern auch völlig fehl am Platz.

 

VGSD: Wie beurteilst du das Verhalten der Politik in die Coronakrise?

Danny: Politisch gesehen hat sich nur bedingt etwas getan. Die meisten Hilfen sind eher schlecht und für viele sogar überhaupt nicht zugänglich. Die Beantragung ist alles andere als einfach und man hat das Gefühl, dass einem absichtlich Steine in den Weg gelegt werden. Hier gäbe es einfachere und bessere Möglichkeiten.

Ich begrüße die Lockerungen und bin der Meinung, dass wir mit gewissen Auflagen und unter Beachtung der Hygienemaßnahmen nun auch wieder einem „Alltag“ nachgehen können. Gerade im Bereich der Veranstaltungswirtschaft ist das sehr wichtig. Verschiedene Konzepte zeigen bereits jetzt, dass das möglich ist und funktioniert – weiter so.

 

VGSD: Gibt es noch etwas, das du zum Abschluss gerne sagen würdest?

Danny: Bitte bleibt standhaft, vernünftig und gesund! Dann kommen wir alle gemeinsam durch die Krise und bewältigen ebenso die wirtschaftlichen Auswirkungen, die uns die nächsten Jahre noch begleiten werden.

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