2. März 2021

4 Jahre BAGSV – wenn es sie nicht schon gäbe, müsste sie erfunden werden

Michael Leinenbach vom Vereinigung der Profession Soziale Arbeit (VPSA) e. V., Foto: privat

Im Rahmen des Dialogprozesses „Arbeiten 4.0“ konnte ich miterleben, wie sich aus der Notwenigkeit heraus die Selbstständigen in kürzester Zeit mit der Gründung der BAGSV im Februar 2017 ein Sprachrohr schafften, das dringend notwendig war. Zwar können viele „einzelne Stimmen“ ihre jeweiligen „Partituren“ singen, doch nur der Chor, die Gemeinschaft, hat das Volumen, im „politischen Diskurs“ erfolgreich gehört zu werden.

Von Friedrich Schorlemmer stammt das Zitat: „Wer sich einsetzt, setzt sich aus“. Dieses Zitat lässt sich wunderbar als Metapher für den Prozess heranziehen. Dieses sich Aussetzen braucht Kraft und Mut, das ein/e jede/r der Selbstständigen täglich im eigenen Handlungsfeld erbringen muss. Das gilt umso mehr, wenn es um die eigenen Interessen geht. Gleichzeitig birgt es die Chance, dass eine Veränderung durch das „Einsetzen“ eintreten kann. Und wie immer in der Möglichkeit des Erreichens gemeinsamer Ziele ist Solidarität von allen Akteuren gefordert.

Um ein solches Sich-Einsetzen und daher auch Sich-Aussetzen gut überstehen zu können, bedarf es der Bündelung der Kräfte unter dem Dach in einem gemeinsamen Haus, dass die jeweilige Individualität der einzelnen Gruppen in fachlicher Ebene ermöglicht. Mit der BAGSV haben die Selbständigen sich ein solches Haus gebaut.

Dank des Engagements der BAGSV wurde in den politischen Strukturen und Zirkeln die Erkenntnis sichtbarer und verfestigt, dass Arbeit in unterschiedlichster Form nicht nur im beamteten oder beschäftigten Status sondern auch durch Selbständige erbracht wird. In zukünftigen Diskursen muss Arbeit verstärkt über Inhalt und Qualität anstelle der jeweiligen Statusgruppen definiert werden. Die durch Arbeit erbrachte Leistung muss entsprechend der Regelungen der Statusgruppe gewürdigt und daher auch gerecht finanziert werden.

Gerne zitiere ich in diesem Kontext Willi Brandt, der Arbeit wie folgt definierte: „Menschliche Arbeit hat nicht nur einen Ertrag, sie hat einen Sinn. Für die Mehrzahl der Bürger ist sie Gewähr eines gelingenden Lebensprozesses: Sie ermöglicht soziale Identität, Kontakte zu anderen Menschen über den Kreis der Familie hinaus und zwingt zu einem strukturierten Tagesablauf.“ (Brandt 1983, S. 9) Maria Jahoda zeigt den Facettenreichtum von Arbeit auf, wenn sie vom „innersten Wesen des Lebendigseins“ spricht. (Jahoda 1983, S. 24)

Durch die BAGSV wird die Diversität und Vielfalt der Berufe dargestellt, in denen Selbständige tätig sind. Die Statusgruppe der Selbständigen hat somit durch die BAGSV ein Gesicht und ein eigenes Sprachrohr, das für alle Selbständigen in diesen Berufen sprechen kann.

Ich wünsche der BAGSV weiterhin ein gutes Gelingen auf dem Weg, die Selbständigkeit als eigenständiges Format auch in den politischen Entscheidungsgremien zu verankern und so nach und nach die noch fehlenden Gleichstellungen zu erreichen.

Michael Leinenbach (VPSA)

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